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Ivan Lendl’s Rückkehr nach Ostrava

Seit letztem Jahr wird das ehemalige Wohnhaus von Ivan Lendl in Ostrava mit einer Gedenktafel geschmückt, die daran erinnert, dass er jahrelang das Welttennis dominierte. Am 15. September 2022 wurde die auf einem Entwurf des Künstlers Václav Šipoš basierende Tafel vom ehemaligen Tennisprofi Jiří Novák im Rahmen einer Feier enthüllt und der stellvertretende Bürgermeister von Ostrava, Miroslav Svozil, sagte damals, dass Lendl auch eine Plakette für seine Lebenseinstellung verdiene: „Unermesslicher Wille, harte Arbeit, Fair Play. Eigenschaften, die jeden von uns inspirieren.“ Lendl teilte den Teilnehmern per Videogruß mit, dass es für ihn eine große Ehre sei, in Ostrava eine Gedenktafel zu haben. Zudem freue er sich auf ein baldiges Wiedersehen, welches nun am 9. Juni 2023 Realität wurde.

Ivan Lendl traf um kurz vor 8 Uhr morgens im Matiční gymnázium ein, wo er 1979 seinen Abschluss machte. Er besuchte zuerst in Begleitung von Schuldirektor Ladislav Vasevič sein ehemaliges Klassenzimmer und sorgte bei den anwesenden Schülern für großes Aufsehen. Er gab Autogramme und vertraute ihnen an: „Normalerweise saß ich irgendwo versteckt auf den Rückbänken. Ich hasste Chemie.“ Anschließend wurde der 63-jährige Lendl von seinem ehemaligen Klassenlehrer Stanislav Tichý begrüßt, der ihn zum ersten Mal seit seinem Abschluss wiedersah und ihm später eine Karte mit einem Gemälde von Alfons Mucha schenkte. Im Rahmen eines begleitenden Kulturprogrammes mit Gesangseinlagen der Schüler erzählte Tichý über seinen ehemaligen Schüler Lendl folgendes: „Er war ein sehr guter Schüler angesichts seiner Möglichkeiten, die ihm seine sportlichen Aktivitäten boten. Sein Training begann früh am Morgen, manchmal gegen vier Uhr, wie es seine Mutter wollte. Wenn er dem Lernen genauso viel Zeit hätte widmen können wie die anderen, hätte er natürlich zu den Klassenbesten gehört.“ Lendl bedankte sich daraufhin in seiner Ansprache bei Tichý mit folgenden Worten: „Wenn ich junge Menschen ausbilde, erkläre ich ihnen, dass Talent immer mit harter Arbeit einhergeht, dass Talent allein nicht alles ist. Ich habe mich immer an Ihre Disziplin erinnert, die damals vielleicht nicht so gut ankam, aber wir im Nachhinein betrachtet respektiert haben.“ Diese habe laut Lendl einen entscheidenden Einfluss auf seine eigene Persönlichkeitsbildung genommen. Im renovierten Schulhof pflanzte er dann anlässlich des 130-jährigen Bestehens der Schule noch einen Sakura-Baum, durch den sein Besuch ebenfalls in Erinnerung bleiben wird.

Nach dem Besuch in seiner ehemaligen Schule wurde Ivan Lendl im Neuen Rathaus von Bürgermeister Jan Dohnal empfangen. Dieser überreichte ihm ein Gemälde des bekannten regionalen Malers Eduard Ovčáček, dem er auch ein Buch über Leben und Werk des kürzlich verstorbenen Meisters beilegte. Anschließend nahm Lendl eine Medaille entgegen, mit der er seine Ehrenbürgerschaft der Stadt Ostrava bestätigte, die ihm bereits im Juni 1997 verliehen wurde. Schließlich trug er sich noch in das Gedenkbuch der Stadt ein und bewunderte in Begleitung des Bürgermeisters die Aussicht vom höchsten Rathausturm der Tschechischen Republik, von dem man zum Beispiel auch die Sportanlage sehen kann, wo Lendl mit dem Tennisspielen begann. Abgerundet wurde das Programm an diesem Freitag noch vom Besuch seines ehemaligen Wohnhauses in der Bachmačská-Straße Nr. 18. Die Enthüllung der Gedenktafel im letzten Herbst geschah sehr kurzfristig und deshalb war Lendl eine Teilnahme nicht möglich.

Endgültiger Schlusspunkt der Reise in die Heimat war am nächsten Tag der Besuch des Tennisclubs in Prostějov, wo Ivan Lendl bei einem Exhibition-Match zwischen dem 37-jährigen Ex-Profi Tomáš Berdych und der 17-jährigen Nachwuchshoffnung Jakub Menšík zugegen war und zudem bei der Final-Zeremonie des ATP-Challenger-Turnieres die Trophäen überreichte. Im Anschluss flog er nach England, um Andy Murray bei der Wimbledon-Vorbereitung zu helfen.

München 2023

Linz 2023

Buchempfehlungen: Les grands défis du tennis & Perfectionnez votre tennis

Ivan Lendl ziert das Cover von gleich zwei französischen Tennis-Büchern, die hier näher vorgestellt werden sollen. „Les grands défis du tennis“ von Alan Page erschien 1988 und enthält Kurz-Porträts von Tennislegenden dieser Zeit. Dabei sind die vielen hochwertigen Fotos von Henri Szwarc das eigentliche Highlight dieses 95-seitigen Buches. Bereits im Jahr 1981 wurde der Tennis-Ratgeber „Perfectionnez votre tennis“ von Piacentini und Missaglia veröffentlicht, der ebenfalls durchgehend farbig illustriert ist und sich auf seinen 159 Seiten an fortgeschrittene Tennisspieler richtet.